Kultur im Ohlsenhaus 2016

Auch in diesem Jahr präsentiert die Gemeinde Süderstapel in der Reihe „Kultur im Ohlsenhaus“ wieder ein attraktives Programm für Einheimische und Gäste. Fünf Literaturveranstaltungen werden angeboten, eine bunte Mischung aus Liebe und Tod, Heimat und Abenteuer, Heiterkeit und Spannung, und das teils auf Plattdeutsch, teils auf Hochdeutsch.

„Kultur im Ohlsenhaus“ wird unterstützt von der Kulturstiftung des Kreises Schleswig-Flensburg.

Das Programm im Überblick:

Do, 12.05. Arno Surminski – „Als der Krieg zu Ende ging“
Mi, 15.06. Susanne Bienwald – „Da geht einer“
Do, 14.07. Mareike Krügel – „Die Tochter meines Vaters“
Do, 18.08. Dieter Staacken / Uwe Herms – „Eiderstedt – du himmelweiter Unterschied“
Do, 08.09. Kari Köster-Lösche – „Tod im Biikefeuer“

Die Lesungen im Ohlsenhaus, Mühlenstraße 1, Süderstapel, beginnen jeweils um 20 Uhr. Der Eintritt beträgt 7,50 €. Eine Jahreskarte für alle fünf Veranstaltungen kann für 30 € erworben werden. Karten sind im Vorverkauf erhältlich in Friedrichstadt in der Buchhandlung Jan Stümpel, Am Fürstenburgwall 11.

Zusätzlich bietet die Gemeinde Süderstapel in diesem Jahr zwei besondere Veranstaltungen im Ohlsenhaus an:

Am 26. Mai kommt die Märchentheaterbühne Marianne Vocke aus Garding mit ihren zauberhaften, selbstgefertigten Stabpuppen nach Süderstapel. Es gibt zwei Vorstellungen: Um 17.00 Uhr „Der Hase und der Igel“ (Kindervorstellung, Eintritt 1 €), um 19.30 Uhr „De Fischer un syn Frau“ auf Plattdeutsch (Eintritt 5 €).

Vom 7. – 10. Juli stellen die Kinderbuchillustratorin Eva Muggenthaler und der Cartoonist Ernst Kahl aus Schwabstedt ihre Bilder im Ohlsenhaus aus. Im Rahmenprogramm zur Ausstellung sind Lesungen mit Musik geplant.

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Foto Markus Scholz

Zu Beginn gleich ein literarischer Lecker-bissen: Am 12. Mai kommt Arno Surminski nach Süderstapel. Der renommierte Schriftsteller, geboren 1934 in Jäglack im Herzen Ostpreußens, kam nach der Deportation seiner Eltern in die Sowjetunion (1945) zu einer Familie nach Trittau in Holstein. Er ist Autor zahlreicher Romane, Erzählungen und Sachbücher, viele über Ostpreußen, das Kriegsende und die Folgen wie u. a. „Jokehnen oder Wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland?“ und „Kudenow oder An fremden Wassern weinen“. Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller lebt und arbeitet in Hamburg.
Im Ohlsenhaus liest Arno Surminski aus seinem neuen Erzählband „Als der Krieg zu Ende ging“. Ein Briefträger bringt die Gefallenenmeldungen in die Dörfer (Verlorene Briefe), eine Engländerin fährt ins Rheinland auf der Suche nach dem Wrack eines Bombers, mit dem ihr Vater abgestürzt ist (Lancaster über Overath), ein alter Mann besucht das Dorf, das er 1945 verlassen musste (Im Land der Pusteblumen). Die Titelgeschichte erzählt von einer Frau, die mit ihren Kindern zu Fuß aus dem Osten flieht, bis Mecklenburg kommt, dort ein weiteres Kind auf die Welt bringt und es einer kinderlosen Bäuerin schenkt. Die Erzählungen dieses Bandes beschreiben die Nachwirkungen des Krieges und schildern Erlebnisse aus jener Zeit, die alle einen wahren Kern haben.

Bienwald
Foto Maya Ueckert

Die Reihe „Kultur im Ohlsenhaus“ wird am 15. Juni fortgesetzt mit der Schriftstellerin Susanne Bienwald, geboren in Eutin. Sie studierte Philosophie, Germanistik, Romanistik und Soziologie in Konstanz, Berlin und Hamburg. Nach Auslandsaufenthalten in der Türkei, in Griechenland und Spanien und einem kurzen Zwischenspiel im Schuldienst arbeitet Susanne Bienwald seit 2001 als Autorin und Lektorin in Hamburg. Sie ist Mitglied im Writers‘ Room Hamburg, wo sie einmal monatlich eine offene Schreibwerkstatt moderiert.
Ihr preisgekrönter Film über den Lyriker, Dramatiker und Prosaautor Hans Erich Nossack, „Innenleben eines Außenseiters“, wurde 2001 zum ersten Mal in der ARD ausgestrahlt. Bei Hoffmann und Campe erschienen ihre biografischen Werke „Hans Erich Nossack – Nachts auf der Lombardsbrücke“ (2007) und „Friedrich Hebbel und Hamburg – Lauter zerrissene Verhältnisse“ (2008). In dem Roman „Da geht einer“ (2013) wird die auf einer wahren Begebenheit basierende Geschichte des jungen Schriftstellers Friedrich Hebbel erzählt, wie er im Winter, mittellos und nur begleitet von seinem treuen Hund, zu Fuß von München nach Hamburg wandert. Auf der Suche nach seiner wahren Berufung durchlebt er alle Höhe und Tiefen. In Süderstapel liest Susanne Bienwald sowohl aus diesem faszinierenden Hebbel-Reiseabenteuer als auch aus ihrem im Frühjahr 2016 erschienenen Roman „Wittensee“, eine Geschichte über den Norden, die Stille, das Meer und die Liebe.

Kruegel
Foto Sina Mohrfeldt

Die Schriftstellerin Mareike Krügel kommt am 14. Juli ins Ohlsenhaus. 1977 in Kiel geboren, studierte sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie leitet das Schreiblabor im Literaturhaus Hamburg. Mareike Krügel ist mit dem Autor Jan Christophersen verheiratet und lebt mit ihrer Familie in Ulsnis an der Schlei. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, u.a. in der Villa Decius in Krakau. Im Jahr 2003 bekam sie den Förderpreis der Stadt Hamburg und wurde 2006 mit dem Friedrich-Hebbel-Preis ausgezeichnet.
Seit 2003 hat Mareike Krügel mittlerweile drei Romane veröffentlicht. Das Buch „Die Tochter meines Vaters“, aus dem sie in Süderstapel liest, spielt im fiktiven Ort Kleinulsby bei Eckernförde. Die Kindheitsjahre von Felix – eigentlich Felizia -, der Tochter des Bestatters, stehen unter dem Zeichen der elterlichen Prinzipien: Höflichkeit, Diskretion und Unauffälligkeit, denen sie jedoch mit ihrem stummen Freund Gunnar auf Mauern, Bäume und Häuser kletternd entflieht. Mareike Krügel erzählt geschickt auf zwei Ebenen. Sie kontrastiert die Welt des Kindes Felix mit der der erwachsenen Felizia, die aus Kleinulsby ausbricht und ihr Geld mit der Deutung des Lebens aus Tarotkarten verdient. Das Buch ist sowohl ein nicht alltäglicher Entwicklungsroman, wie eine ergreifend-komische Familiengeschichte voller trockenem Sprachwitz. Daneben wird die Autorin ihr neues Romanprojekt mit dem Arbeitstitel „Sieh mich an“ vorstellen.

Staacken
Foto Karen Seggelke

Am 18. August bringen uns unter dem Titel „Eiderstedt – du himmelweiter Unterschied“ gleich zwei Autoren die Geschichte und die Geschichten unserer westlichen Nachbarn näher.
Dieter Staacken wurde 1935 in Oldenswort geboren und ist in Garding aufgewachsen. Er studierte Kunst und Paläografie in Hannover, Hamburg und München und war Leiter des Fachseminars Bildende Kunst für Gymnasien am Staatlichen Studienseminar Hamburg. Nach seinem Berufsleben kehrte er in die Landschaft seiner „Kinnertiet“ zurück. Er spürt dem Reichtum der damals mit allen Sinnen erlebten Wahrnehmungen und Gefühlen nach und fängt sie mit poetischen Texten und Bildern ein. Seit 2002 besitzt Dieter Staacken ein Atelier in Garding. Im Ohlsenhaus wird er mal heitere, mal besinnliche Riemels und Döntjes vortragen, platt un hoch.

Herms
Foto Karen Seggelke

Uwe Herms, geboren 1937 in Salzwedel / Altmark, wuchs ab 1945 in Hamburg auf. Er studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik an den Universitäten in Heidelberg, Hamburg und an der Northwestern University in Evanston (Illinois). Ab 1966 war er Mitarbeiter der Zeitschrift Konkret und lehrte als Poet in Residence an Hochschulen in Großbritannien, USA und China. Im Schleswig-Holstein-Wahlkampf 1970/71 unterstützte Uwe Herms − gemeinsam mit Günter Grass und Siegfried Lenz − den SPD-Kandidaten Jochen Steffen („roter Jochen“). Von 1972 bis 1977 war er als Redakteur beim Norddeutschen Rundfunk tätig und an der Herstellung von Fernsehporträts, u.a. über Konrad Zuse und Siegfried Lenz, beteiligt. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Poppenbüll. Er ist Verfasser von Erzählungen, Essays, Drehbüchern und Gedichten. Uwe Herms hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u.a. ein Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo. Den Besuchern im Ohlsenhaus wird er Auszüge aus seiner Erzählung „Das Haus in Eiderstedt“ und aus anderen Werken vortragen.

Koester
Foto Kaike Lösche

Den Abschluss der diesjährigen Reihe von „Kultur im Ohlsenhaus“ macht am 8. September 2016 die streitbare Wissenschaftlerin und erfolgreiche Schriftstellerin Kari Köster-Lösche. 1946 in Lübeck geboren, kam sie im Alter von drei Jahren mit ihren deutsch-schwedischen Eltern nach Schweden. Später absolvierte sie das Gymnasium in Frankfurt am Main, in Gießen studierte sie Veterinärmedizin. Nach zehnjähriger wissenschaftlicher Tätigkeit an einem Forschungsinstitut zog sie nach Nordfriesland um und begann zu schreiben, zumeist historische Romane, aber auch medizinhistorische Abhandlungen und Medizinratgeber zu Infektionskrankheiten. Übersetzungen von Kari Köster-Lösches Büchern erschienen auf Spanisch, Französisch, Polnisch, Englisch, Finnisch, Japanisch, Tschechisch und Russisch. Einen Teil des Jahres verbringt sie auf der Hallig Langeneß, wo ihre besondere Liebe den hochmittelalterlichen Spuren auf untergegangenen Warfen gilt.
Im Ohlsenhaus liest die Autorin aus ihrem neuesten Kriminalroman „Tod im Biikefeuer“. Im Jahr 1900 werden auf der Hallig Langeneß die letzten Vorbereitungen für das Biikefeuer am 21. Februar getroffen. Und auch Wasserbauinspektor Sönke Hansen ist eigens aus Husum zu den Feierlichkeiten angereist. Doch dann macht seine Frau einen grausigen Fund und schon findet Sönke sich in einem verzwickten Fall wieder, der bald schon politische Dimensionen anzunehmen scheint…
Auch im fünften Sönke-Hansen-Band gibt es viel Lokalkolorit, werden historische Hintergründe spannend erzählt, und die vielen kleinen geschichtlichen Hinweise ergeben ein komplexes Bild der damaligen Zeit. So macht die Autorin aus ihrem Krimi ganz nebenbei eine unterhaltsame friesische Geschichtsstunde.